Gefühle und unser Erleben damit

„Es gibt keine Grenzen. Weder für Gedanken, noch für Gefühle. Es ist die Angst, die immer Grenzen setzt.“ -Ingmar Bergmann

Jeden Tag begleiten uns unsere Gefühle, wir haben sie immer dabei, was unglaublich schön ist, aber gelegentlich beeinträchtigen sie uns mal mehr, mal weniger. Manchmal gibt es sogar Lebensphasen/Lebenssituationen, in welchen wir sie nicht fühlen können, gar starr oder innerlich kalt sind. Das Schöne ist, dass wirklich immer die Möglichkeit besteht, irgendwann wieder alle Gefühle fühlen, spüren und erleben zu können. Jedes einzelne Gefühl hat die Berechtigung da zu sein und gefühlt zu werden. Wird ein Gefühl angenommen und akzeptiert, auch wenn es einst unangenehm scheint, beginnt der erste Schritt für eine positive Veränderung.

Wir alle haben ursprünglich nur sechs Grundgefühle: 1. Scham, 2. Angst, 3. Trauer, 4. Wut/Ärger, 5. Ohnmacht und 6. Freude. Es ist schon eindrücklich, dass Freude das einzige Gefühl ist, welches wir für uns direkt als positives Gefühl einordnen. Allerdings sind alle Gefühle für uns wahnsinnig wichtig, denn dadurch können wir Situationen verstehen und dementsprechend handeln, es ist wichtig sich dessen bewusst zu sein bzw. zu werden.

In unserer Gesellschaft werden die Gefühle wie Wut/Ärger, Angst, Ohnmacht, Trauer und Scham als unangebracht oder unangemessen beschrieben, wenn sie nach außen gezeigt werden und nicht nur alleine gelebt werden. Dies beginnt oft schon in der frühen Kindheit durch unsere Erziehung. Es wird einem vermittelt, diese Gefühle nicht nach außen zu zeigen und es noch besser wäre, sie gar nicht erst zu fühlen bzw. nur ganz wenig. Schlucken wir Gefühle und leben sie nicht aus, wirkt sich dies massiv auf unsere psychische und auch körperliche Gesundheit aus.

Jedes unserer Grundgefühle ist mit unserem Körper verbunden und zeigt sich dort eigentlich sofort und sehr deutlich. Es ist allerdings erstmal wichtig zu wissen wo und wie, um sich selbst reflektierter und sensibler zu begegnen und Situationen/Reaktionen einordnen/verstehen zu können.

  1. Scham zeigt sich besonders im kompletten Kopf-, Hals-, Brust- und oberen Bauchbereich.
  2. Ärger/Wut tritt im kompletten Oberkörper, den kompletten Armen, bis hin zum oberen Bauchbereich auf.
  3. Angst zeigt sich im Brust und oberen Bauchbereich, leicht im unteren Bauch, in den Händen, im Kopf und im Hals.
  4. Trauer zeigt sich in den kompletten Beinen, dem Brustbereich, den kompletten Armen, Augen- und Halspartie.
  5. Freude zeigt sich an jeder Stelle des gesamten Körpers.
  6. Ohnmacht tritt im kompletten Unterleib, den kompletten Beinen und den kompletten Armen auf.

Wie sich all diese Gefühle bei einem bemerkbar machen ist bei jedem etwas anders, von einem Kribbeln, bis hin zum Druck oder einer Art Schwere. Dies muss jeder für sich selbst herausfinden. Die genannten Bereiche können eine erste Tendenz geben, wo sich welches Gefühl wie zeigen könnte.
Wenn wir aufmerksam sind und spüren in welchen Regionen unseres Körpers gerade etwas passiert bzw. er reagiert, so kann uns das sehr helfen, vorherrschende Situationen besser oder überhaupt erst einzuordnen, in welchen wir nicht wissen, wie es einem damit geht, warum wir wie gehandelt haben und so dadurch die eigenen Gefühle besser umschreiben und/oder gar benennen zu können.

Unsere Gefühle sind so vielschichtig, dass es uns oft schwer fällt diese zu beschreiben, in Worte zu fassen und auch überhaupt erst zu zulassen. Folgende Auflistung kann eine erste Möglichkeit, ein erster Weg sein, seine Gefühle zu sehen, zu spüren und auch beschreiben zu lernen:

  1. Versuche immer bei der Formulierung von Aussagen/Antworten bei ICH zu bleiben. (Bsp.: Ich bin wütend, ich bin traurig,… etc.)
  2. Probiere in deinen Aussagen/Antworten viele Adjektive zu benutzen, um so immer mehr/genauer deine Gefühle zu beschreiben. (Bsp.: fröhlich, ärgerlich, schüchtern,..etc.)
  3. Versuche genau zu beschreiben, wie es dir gerade körperlich geht dabei. (Bsp.: Meine Beine sind ganz wackelig,..etc.)
  4. Verknüpfe deine Gefühle immer mit passenden Bilder in deinem Kopf – wenn es sich gut anfühlt, dann teile deine gedanklichen Metaphern deinem Gegenüber mit. (Bsp.: Ich bin ängstlich wie ein Hase,… etc.)
  5. Unterstütze dein Gesagtes durch deine authentische Gestik und Mimik.

Das Gesamtpaket daraus ist am meist am wirkungsvollsten. Wichtig ist zu überlegen, ob alle Punkte gleichzeitig für dich passen oder du erstmals auf einen der Punkte genauer achten möchtest. Probiere es in der Zukunft mal aus und überprüfe wie es dir dabei geht. Wichtig ist, dass du dir genügend Zeit dabei gibst und sehe es als nicht zu verbissen an, denn mit Leichtigkeit kannst du schnell eine positive Veränderung bei dir bewirken.
Gefühle begleiten uns immer und ein Leben lang, daher ist es umso wichtiger, Ihnen Beachtung zu schenken, da sie ein Teil unseres Systems sind, psychisch wie auch körperlich.

Madeleine Brosch