Bindungen und Beziehungen

„Die Entwicklungschancen einer Beziehung sind um so größer, je mehr Chancen wir ihrer Entwicklung geben.“ -Ernst Ferstl

Wir sind jeden Tag in Berührung mit Beziehungen zwischenmenschlicher Art, es gibt also immer einen Gegenüber, der wie jede Beziehungsform, auch so verschieden ist. Wir müssen uns also immer wieder neu auf unseren Gegenüber und die Beziehung, die wir gemeinsam wählen, einstellen. Die eine Beziehung ist intensiver als die andere, sie sind alle kaum vergleichbar. Beziehungen können Mutter-Kind-Beziehungen, Eltern-Kind-Beziehungen, Geschwister-Beziehungen, Freundschaften, Geschäftsbeziehungen, Partnerschaften und noch so viele mehr sein. Wir gehen schon im Mutterleib die erste Bindung ein und nach der Geburt ganz unterschiedliche Arten davon. Beziehung definiert sich, dass das Denken, das Fühlen und das Handeln von mindestens zwei Personen aufeinander bezogen ist -also die Interaktion mit dem Gegenüber. Eine Liebesbeziehung/Partnerschaft schließt immer Intimität mit ein.

Beziehungen sind so enorm wichtig und elementar für uns. Sie wollen aber auch gut gepflegt werden, dass sie beständig sind, was oft gar nicht ganz so einfach ist. Da jede Beziehung so individuell, vielfältig und wunderschön auf ihre Art und Weise ist, egal wie solch ein Konstrukt gelebt wird, bei dem einen intensiver, als bei dem anderen. Beziehungen die uns prägen sind/dauern meist über einen längeren Zeitraum und beeinflussen uns und unser Leben dadurch sehr. Kurze Beziehungen/Kontakte beeinflussen uns dahingegen wenig, nur Situationsbedingt, für einen kurzen Moment.

Ohne Bindungen und Beziehungen können wir nicht/sehr schwer überleben, bzw. verkümmern emotional, wie auch sozial. Eine Beziehung aufrecht zu erhalten kann manchmal sehr herausfordernd sein, besonders mit den eigenen Lebensthemen, die einem dabei begegnen. Erkennen können wir dies, wenn sich die Muster einer Beziehung wiederholen oder sehr festgefahren sind. Dies kann ein Zeichen dafür sein, dass man hier mit seinen eigenen Lebensthemen/Konfliktpunkten konfrontiert wird. Die Entscheidung dabei liegt bei einem selbst, ob ich es eingehen möchte, meine Themen anzuschauen und an ihnen zu arbeiten oder weiterhin ignorieren und den Blick nicht auf sich selbst richten. Wie alles ist es eine Entscheidungsfrage, was ich tun möchte, um eine positive Veränderung, in egal welchem Lebensbereich, zu erreichen.

Ebenso ist eine Beziehung davon geprägt, auch Konflikte auszuhalten und austragen zu können, was nicht einfach ist, denn meist sind wir eher Konfliktscheu, als Konfliktfreudig. Aber aus jedem Konflikt, mit dem konstruktiv umgegangen wird, entsteht neue positive Weiterentwicklung für das eigene Leben. Es besteht bei jeder Beziehung auch eine Verbindlichkeit dem anderen Gegenüber. Bei der einen Beziehung ist es eine höhere Verbindlichkeit, wie die Fürsorge für ein Kind, bei der anderen Verlässlichkeit, Vertrauen, Ehrlichkeit usw. Jede Beziehungsform ist ein ständiges Geben und Nehmen, dessen muss man sich bewusst sein. Hier sollte im Idealfall ein Gleichgewicht vorhanden sein, denn gibt immer der eine mehr als der andere bzw. der andere nimmt nur, herrscht ein Ungleichgewicht und die Basis der Beziehung ist meist nicht lange standhaft. Es ist natürlich normal, das in den vorherrschenden (gemeinsamen) Situationen für eine Phase der eine etwas mehr nimmt, als er gibt und in einer anderen Phase genau umgekehrt, dennoch herrscht dabei ein Gleichgewicht und nicht eine dauerhafte Verlagerung auf eine Seite des Nehmens oder des Gebens.

Wie bei Allem ist für eine standhafte, positive Beziehung der Grundbaustein eine gelungene Kommunikation untereinander, sowie Selbstöffnung, die eigene Zufriedenheit, Selbstreflektion und Ehrlichkeit die elementaren Aspekte, dass Beziehung langanhaltend für beide Seiten funktionieren kann.

Madeleine Brosch